Preface

I'll be home for Christmas (if only in my dreams)
Posted originally on the Archive of Our Own at http://archiveofourown.org/works/43364614.

Rating:
General Audiences
Archive Warning:
No Archive Warnings Apply
Category:
Gen
Fandom:
Harry Potter - J. K. Rowling
Relationship:
Dean Thomas & Ted Tonks
Character:
Dean Thomas, Ted Tonks
Additional Tags:
Second Wizarding War with Voldemort (Harry Potter), On the Run, finding comfort in dark times, light emotional hurt/comfort
Language:
Deutsch
Stats:
Published: 2019-12-08 Words: 1,228 Chapters: 1/1

I'll be home for Christmas (if only in my dreams)

Summary

Seit er denken kann, verbringt Dean die Advents- und Weihnachtszeit mit seiner Familie oder, seit er elf Jahre alt ist, in Hogwarts, und er hätte sich nie denken lassen, dass es auch einmal anders kommt. Nunja, es gibt immer ein erstes Mal, was?

Notes

2019 für den HP-Adventskalender auf ff.de geschrieben.

Titel aus dem gleichnamigen Sinatra-Lied, das auch gut als Soundtrack für diese Geschichte funktionieren kann.

I'll be home for Christmas (if only in my dreams)

Das Campinggeschirr gab ein blechernes Geräusch von sich, als die Teller aneinander schlugen. Dean beendete den Aguamenti und begann, das Geschirr von Hand abzuwaschen. Haushaltszauber hatte er nie wirklich gelernt und jeder war mal mit dem Abwaschen dran. Sie hatten nachmittags schon zu Abend gegessen, die vervielfältigten Reste von gestern, um das letzte Tageslicht noch auszunutzen. In der letzten Zeit waren die Rastplätze der kleinen Gruppe immer weiter nach Süden gewandert, als in Schottland und dann auch in den Penninen der Schnee angekommen war. Gebirge waren immer besser zum Verstecken. Denn dadurch, dass Dean eben nicht nur mit Ted und Dirk unterwegs war, sondern auch Griphook und Gornuk dazugehörten, mussten sie sich nicht nur von der Zauberer-, sondern auch von der Muggelwelt fernhalten. Also waren sie jetzt im Dartmoor. Die Zelte hatten sie am Fußes eines Tors aufgebaut. Auf der anderen Seite der Felsformation war in einiger Entfernung ein Muggeldorf, das Dean bei ihrer Ankunft sehnsüchtig betrachtet hatte.

Er wollte mal wieder in die Zivilisation. Er wollte eine Telefonzelle suchen, mit der er vielleicht einmal seine Eltern anrufen konnte. Mit seinen Schwestern sprechen oder eine Nachricht für sie zurücklassen. Sicherlich hatten sie gestern ihre alljährliche Weihnachtsbäckerei gemacht. Normalerweise hatten sie Dean ein Paket mit den Resultaten nach Hogwarts geschickt, das dann pünktlich am zweiten Advent – heute – angekommen wäre. Jetzt hatte er ihnen verboten, ihn per Eule zu kontaktieren. Seamus wusste wenigstens voll und ganz, weshalb Dean auf der Flucht sein musste. Aber seine Familie? Wie immer wurde Dean etwas schlecht, wenn er daran dachte.

Schnell beendete er den Abwasch und sprach einen Trocknungszauber über das Geschirr, das er wieder an seinem Platz verstaute. Er war so froh darum, dass Ted ein magisches Zelt hatte, in dem Dean aufrecht stehen konnte. Griphook, Gornuk und Dirk teilten sich ein zweites Zelt, in das sie sich für heute Abend schon zurückgezogen hatten. Es war schließlich auch so gut wie dunkel draußen. Obwohl sie neben dem üblichen magischen Schutz auch Muggelabwehrzauber um das gesamte Lager gelegt hatten, vermieden sie es üblicherweise, sich nachts noch draußen aufzuhalten und dadurch womöglich doch sichtbar zu sein. Aus den Zelten konnte kein Lichtschein nach außen dringen. Niemand, der nicht wusste, wo sie waren, würde sie finden.

Dean drehte sich herum, sodass er in den Raum blickte, blieb aber in der Küchenecke des Zeltes stehen. So wirklich wusste er nicht, was er mit dem Abend noch anfangen sollte. Sein Notizbuch war vollgekritzelt mit Skizzen und so gerne er zeichnete, irgendwann wurde er es eben auch leid. Er wollte nach Hogwarts! Er wollte weiter zaubern lernen, mit Seamus über das ganze Drama lachen, das Ron, Harry und Hermine immer machten, sich mit Neville in die Küchen schleichen und am zweiten Advent mit Seamus das Paket mit Weihnachtsplätzchen plündern, das seine Familie ihm geschickt hätte.

Er wollte nicht in einer Welt, in der ein Dirk Cresswell, der ihn „Sohn“ nannte, aber auf die herablassende Art, noch immer daran glaubte, dass Harry Dumbledore getötet hatte, am zweiten Advent die Reste von gestern essen. Er wollte nicht seit mehreren Monaten mit nur vier anderen Leuten gesprochen haben, von denen drei noch meistens untereinander in einer anderen Sprache redeten, von der er noch immer nichts verstand. Er wusste ja noch nicht einmal, wie lange das noch gehen würde. Er hatte Gerüchte gehört, Du-weiß-schon-wer sei unsterblich. Er wollte nicht sein ganzes Leben auf der Flucht verbringen.

Ted stand von seinem Campingstuhl auf und näherte sich Dean. „Lust auf eine Tasse Tee, Dean?“, fragte er.
Dean nickte. Eine Tasse Tee war sicher gut. Immerhin etwas zu tun.
„Dann setz dich. Ich kümmere mich darum. Du hast heute schon genug getan.“
Dean zuckte ein wenig mit den Schultern – was hatte er heute schon getan? Geholfen, das Zelt aufzubauen. Schutzzauber gesprochen. Gegessen. Den Abwasch gemacht. Das war doch kein Leben. Aber er folgte Teds Vorschlag und setzte sich auf den zweiten Stuhl. Er streckte die Beine nach vorne aus, überkreuzte die Sprunggelenke und wippte mit dem Fuß auf und ab, während Ted in der Küchenecke Wasser erhitzte und Tee ins Netz füllte. Er hasste es, sich so nutzlos zu fühlen. Als hätten die ganzen Todesser und das Ministerium eben doch recht mit ihren Behauptungen.

Ted kam herbei und reichte ihm die Tasse, dann setzte er er sich auf den zweiten Stuhl.
„Danke“, murmelte Dean und legte seine Hände um die warme Tasse. Seine Unzufriedenheit konnte das nicht vertreiben, aber es war angenehm. Er wollte nach Hause. Er wollte nach Hogwarts.

Aus dem Augenwinkel nahm er eine Bewegung wahr und drehte den Kopf zu Ted. Der hatte ein kleines, abgepacktes Schokoladentäfelchen in der Hand, wie aus einem Hotel, das er Dean mit einem schiefen Lächeln hinhielt.
„Mein Schwiegersohn hat mir da einen Trick verraten“, erzählte Ted und drehte das Schokolädchen zwischen den Fingern. „Besonders gegen die Nachwirkungen von Dementoren soll es helfen, aber ich würde sagen, die Weihnachtszeit im Nirgendwo zu verbringen, zählt quasi als Langzeit-Dementor, was?“

Das brachte Dean zum Lächeln. Dass er jetzt ausgerechnet mit dem Schwiegervater seines besten Verteidigungslehrers unterwegs war, war schon ironisch und irgendwie witzig. Er konnte sich Professor Lupin überhaupt nicht als Privatperson vorstellen. Dass sein alter Professor Lupin eine Familie hatte, war so richtig absurd. Natürlich theoretisch nicht, aber … es war Professor Lupin!

„Normal würden Seamus und ich jetzt die Plätzchen von meiner Familie futtern“, erzählte er. „Aber ich nehme auch Schokolade.“ Dann kam ihm ein Gedanke. „Haben wir eine Kerze?“ Üblicherweise machten sie mit Zaubern Licht oder mit der Gaslampe, die auch jetzt den Wohnraum erhellte.

„Lass mich überlegen …“ Ted zog die Stirn kraus und kratzte sich am Kinn. Dann zog er seinen Zauberstab. „Accio Kerzen.“

„Hey!“ Dean stellte eilig seine Teetasse auf dem Boden ab, um lachend die Kerzen aufzufangen, die jetzt auf ihn zugeflogen kamen. Oder eher auf Ted, aber dafür mussten sie zuerst an Dean vorbei. Er schnappte eine nach der anderen aus der Luft und legte sie auf seinem Schoß ab. Es war wie in dem ein oder anderen Quidditchtraining, wenn sie geübt hatten, den Klatschern auszuweichen. Nur, dass man die Klatscher natürlich nicht fangen durfte oder auch nur konnte. Das ging mit den Kerzen dann doch deutlich leichter. Seamus hatte auch mal mitgemacht, im Ausweichen war er deutlich besser gewesen als Dean. Weniger Trefferfläche, hatte Dean behauptet und Seamus‘ Arm geboxt.
„Das war …“ Dean drehte sich zu Ted um, dessen Lachfalten ganz besonders deutlich hervortraten. „Das war extra, oder?“, fragte er.

Ted zuckte mit den Schultern, ein Lächeln auf den Lippen. „Hat es denn geholfen?“, fragte er.

Dean hielt inne. Hatte es? „Ja“, sagte er. „Danke dir.“

„Mit Dora habe ich das auch früher mal gemacht“, erzählte Ted. „Einmal. Dann hat Meda mich beschwatzt, es nicht nochmal zu machen, weil Dora dabei hingefallen ist und sich wehgetan hat. Sie war da allerdings“, er verzog nachdenklich das Gesicht, „gut zehn Jahre jünger als du? Aber komm, lass uns die Kerzen anzünden.“

Dean reichte Ted eine der Kerzen und nahm sich selbst auch eine, die er Ted hinhielt.
„Incendio.“
Durch Teds Zauber fing Deans Kerze an zu brennen und er nahm sie in die linke Hand, um mit seiner Zauberstabhand die Geste spiegeln zu können.
„Incendio“, wiederholte Dean. „Einen frohen zweiten Advent, Ted.“
Ted klemmte die Kerze für einen Moment zwischen seine Beine, um die Schokolade zu öffnen in zwei Teile zu brechen, von denen er eines Dean reichte. „Einen frohen zweiten Advent auch dir, Dean.“

Afterword

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